Das Leben in Weiden ist hart und arbeitsam und gerade darum sind Feiertage von großer Bedeutung: Sie erlauben es den Menschen aller Stände, ihren Alltag hinter sich und Arbeit, Arbeit sein zu lassen. Dennoch gilt keiner der in Weiden gefeierten Feiertage allein dem Müßiggang. Die überwiegende Mehrheit hat einen religiösen Hintergrund und die jeweiligen Priesterschaft achtet sehr genau darauf, dass der keinesfalls in Vergessenheit gerät. Auch Ereignisse, die auf den ersten Blick profan erscheinen und manch’ gebildetem Zeitgenossen aus dem Herzen des Reiches wenig mehr als ein geduldiges Lächeln abringen, haben meist einen tiefergehenden Zweck. Beinahe ausnahmslos dienen sie nämlich der Festigung des Bandes zwischen dem Volk und seiner Herrschaft.

Weidener, wären jedoch keine Weidener, verstünden sie es nicht, die kostbare arbeitsfreie Zeit allen vordergründigen Zweckbestimmungen zum Trotz auch in ihrem Sinne zu nutzen. Und so kommt kaum ein Feiertag ohne ein Begleitprogramm aus, das Feier- und Spendierlustige sowie natürlich jene, die auf Neuigkeiten aus sind, gleichermaßen zufrieden stellt. Oft werden zusätzlich Märkte abgehalten und selbst wenn ein solcher nur aus wenigen und dürftigen Ständen besteht: einer, an dem Bier oder Met ausgeschenkt wird, ist auf jeden Fall darunter. Kaum ein Adliger lässt es sich zudem nehmen, dem Volk seine Großzügigkeit zu demonstrieren, es wird zumindest eine warme Mahlzeit spendiert.

Feiertage gliedern das Jahr und dienen als Orientierungspunkt bei Zeitangaben. Neben der spirituellen und politischen Bedeutung erfüllen sie gerade in den entlegenen und nur dünn besiedelten Regionen des Herzogtums eine weitere wichtige Aufgabe: Sie sind die Bühne für allerlei Geschäfte, bei denen über die Zukunft von Menschen entschieden wird. Eltern treffen sich, um über die Verbindung ihrer bald oder schon längst heiratsfähigen Kinder zu verhandeln. Handwerksmeister suchen Lehrlinge oder --- so es sich um weithin bekannte Meister handelt --- wählen einen unter den herausgeputzten Bewerbern aus. Tagelöhner bieten ihre Dienste ebenso an, wie Handwerker auf der Walz. Und auch der Adel schätzt das bisweilen zwanglose Rahmenprogramm für unverbindliche Beobachtungen und erste Sondierungen. Manch’ hochadlige Ehe wurde im Schatten eines Bierzeltes in die Wege geleitet und nicht wenige Knappen lernen ihre hehre Schwertmutter als eine bier- und leutselige Zeitgenossin kennen, die sich im Alltag dann als von ganz anderem Schlag erweist.

Abgesehen davon dienen Feiertage der Zusammenkunft von Menschen und wo immer zwei Menschen sich begegnen, tauschen sie Neuigkeiten aus. So sind Feiertage zu guter Letzt von großer Bedeutung für das Zirkulieren von Nachrchiten, Klatsch und Tratsch.


Feste im Jahreslauf