Ort:
In der Baronie Herzoglich Waldleuen befindet sich der größte Teil des finsteren Blautanns. Ganz im Nordosten der Baronie, kaum hundert Schritt von den Resten des Alten Wegs entfernt der die Grenze zur Baronie Schneehag bildet, befindet sich eine Lichtung. Diese Lichtung von der Mann an den allermeisten Tagen problemlos die Türme des Rhodensteins, auf der anderen Seite des ebenfalls nur einen Steinwurf entfernten Finsterbaches gelegen, durchmisst vielleicht Fünf Dutzend Schritte. Ziemlich mittig auf dieser Lichtung befindet sich dann der Leufels.
In früheren Tagen als der Alte Weg noch nutzbar war und die Brücke über den Finsterbach noch intakt wurde der Leufels von vielen Gläubigen besucht. Doch diese Tage sind Besucher selten geworden. Durch den Blautann führt kein Weg und selbst per Boot oder Floß auf dem nahen Finsterbach schwebt man viele Stunden bevor man den Leufels erreicht in großer Gefahr da man umgeben vom Wald ist. Lediglich von Norden kommend gibt es einen kaum noch sichtbaren Trampelpfad der von den Resten des Alten Weges abgeht. Die wenigen Pilger die diese Tage zum Leu kommen reisen also zum Rhodenstein, setzen dort per Boot über den Finsterbach und laufen dann den letzten Rest des Weges durch den Wald.

Art:
Grauschwarzer Steinfindling mit der Gestalt eines gewaltigen Löwen

Beschreibung:
Der Legende nach handelt es sich um den versteinerten Leib von Gwyddor, dem einstigen König der Löwen. Nachdem Gwyddor von einem seiner vielen Söhne herausgefordert und besiegt worden war, soll er sich zum Sterben zum heutigen Rhodenstein zurückgezogen haben. Dies soll die Zwölfe sehr gedauert haben, so dass sie ihn versteinerten, um ihn so vor Tod und Verwesung zu schützen. Der Fels gilt als der Rondra heilig, da Flüchtlinge während der letzten beiden Orkenkriege dort nicht nur Schutz, sondern auch neuen Mut gefunden haben sollen.
Die wahrscheinlich älteste, noch vorliegende Quelle bestätigt die allgemein bekannte Legende und zeigt gleichzeitig wie anderes es früher um den Leufels und den Blautann gestanden hat:


Gegeben am zweiten Tag des Praios im 3. Jahr der Herrschaft Kaiserin Amelthona Praidane II.

Schwer ist es, in diesen Zeiten für den Reisenden, der nicht nach einem Ort, sondern nach Wissen strebt. Denn Angst regiert allen Ortes. Angst vor dem Freund, vor dem Nachbarn, vor dem Bruder. Ein falsches Wort gesagt oder ein richtiges verschwiegen, kann die Sonnenpriester vor deine Tür bringen. Doch vielleicht wird die Zeit kommen, an der diese Zeilen wieder gelesen werden können, ohne Strafe zu fürchten.

Meine Reisen haben mich in das Herzogtum Weiden geführt.
 
Die Tage sind lang, hell und warm und so kam ich trotz der verwundenen Pfade durch die dichten Wälder gut voran. Am Abend lichtete sich der Wald und ich erblickte eine gar erstaunliche Felsformation vor mir. Ich ging einmal darum herum, um mir meines Eindruckes sicher zu sein. Aber doch, der Fels sah ganz so aus, als wäre es ein Löwe, im Gras liegend. Ich wollte sogleich eine Zeichnung in mein Reisebuch machen, doch stand die Sonne schon tief und der Tag würde sich schnell zur Dunkelheit neigen. So folgte ich dem kleinen ausgetretenen Pfad vor mir und kam nach nur kurzer Zeit und dem überqueren eines dunklen Flusses in einen kleinen Weiler, wo ich Unterschlupf fand. Doch so recht mochte es mir nicht gefallen. Ich sprach die gastfreundlichen Menschen auf den Felsen an und ob sie ähnliches darin sahen, wie ich. Sie stritten es ab. Doch dies mit solcher Eindringlichkeit, dass es nicht nur offensichtlich eine Lüge war, sondern auch, dass wohl mehr dahinter steckte. Meine Neugier war geweckt, doch sollte sie erst am nächsten Tage befriedigt werden. Wie ich es mir vorgenommen hatte, begab ich mich zu jenem Fels, um von ihm eine Skizze anzufertigen. Ein älterer Mann gesellte sich zu mir. Sein Gesicht kannte ich vom Abend zuvor. Es war wohl der Knecht eines der Bauern. Ohne, dass ich fragte erzählte er mir die Geschichte des „Leu“, wie er den Felsen nannte.

Vor langer, langer Zeit, da war der mächtige Gwyddor der Herrscher über alle Löwen auf Deres Antlitz. Viele Söhne hatte er in seinem Leben gezeugt und jeder von ihnen wollte an des Vaters statt herrschen. Doch niemand konnte ihm seine Macht streitig machen. Aber alle Herrschaft auf Dere hat einmal ein Ende, sei sie auch noch so gut oder schlecht. Und so besiegte ihn eines Tages einer seiner Söhne. Seiner Krone beraubt, beschloss der alte Löwenkönig, dass er genug Zeit auf dieser Welt verbracht hatte. So zog er sich hierher zurück, um sich zur letzten Ruhe zu legen. Da sah ihn RONdra, hoch oben in Alveran und sie dauerte den stolzen Gwyddor, war er doch Zeit seines Daseins ihr zum Wohlgefallen gewesen. So sprach sie zu ihm:

„Zu früh wähnst du deine Zeit am Ende, mutiger Gwyddor. Ein einzig verlorener Kampf, löscht die Taten eines ganzen Lebens nicht aus. Wisse, großes kannst du leisten, wenn du dich nicht zur Ruhe legst und weiter dem Weg des Mutes folgst.“


Doch der alte Löwe war verdrossen ob seiner Niederlage und wagte ein Widerwort:

„Ein einziger Hieb kann ein Leben ohne Wunden beenden, so auch ein verlorener Kampf mich des Kämpfens überdrüssig machen. Ich bin müde, Hohe Herrin. So ihr mich denn an Eure Tafel lasst, möcht´ ich diesen letzten Weg nun gehen.“


„So du denn müde bist, ruhe dich aus. Willst du an meine Tafel, dann bitte nicht darum, sondern verdiene es dir. Lass mich dich noch ein einziges mal im Kampfe bewundern, schöner Gwyddor und du wirst die Ewigkeit an meiner Seite verbringen. Einen Gegner werde ich dir suchen, der deiner Würdig ist. Doch geboren ist so ein Wesen noch nicht. Drum ruh dich aus, dort wo du bist. Ich werde über deinen Schlaf wachen, bis deine Zeit gekommen ist.“


Da fügte sich der Löwe dem Wort der Donnernden und legte sich nieder. RONdra aber überzog ihn mit einem Mantel aus Stein, damit niemand die Ruhe Gwyddors störe.

Eine feine Geschichte, wie ich fand. Und auch verständlich, dass sie mir, einem Fremden, niemand erzählen wollte. Denn die Spitzel der Inquisition sind überall. Und nur den Namen RONdras auf der Zunge zu haben, mag reichen, um im Feuer des Scheiterhaufens zu vergehen.


Quellen:
Herzogtum Weiden, Zugvogel (DSA-Roman), Wind über Weiden (Solo-Abenteuer)