Gurnhild Traviatreu ist die Tochter des namhaften Holzbildhaumeisters Torben Traviatreu und wurde erst vor kurzem, am 1. Firun 1044 BF, zur Schultheißin der Stadt Balsaith ernannt. Die 1000 BF geborene, selbstbewusste, etwas streng wirkende Frau mit dem dunklen Haar und den klugen, blauen Augen gehörte bereits etliche Jahre dem Ältestenrat an, wo sie die Stimme ihres Vaters vertrat. Mit manch spitzer und wohldurchdachter Gegenrede stieß sie beim früheren Schultheiß Berman von Rothwilden, der stets auch die Interessen des Brachfeldener Barons im Blick hatte, auf wenig Gegenliebe, fand aber bei den Bürgern großen Anklang. Im oft zerstrittenen Rat hatte ihr Wort schlichtende Wirkung. Sie beherrscht das politische Taktieren, das ihren Ehrgeiz anspornt.
Außerhalb ihrer Ratstätigkeit ging Gurnhild ihrem Vater Torben Traviatreu tatkräftig zur Hand: Sie sorgte dafür, dass der Meister ausreichend Materialien für seine Kunstwerke zur Verfügung hatte, oder begleitete ihn beim Lesen geeigneter Hölzer. Außerdem regelte sie den Verkauf und übernahm bisweilen die Auslieferung seiner Werke an Adlige und hohe Würdenträger, so dass Gurnhild auch jenseits der Stadt viele wichtige Verbindungen aufbauen konnte. Mit ihrem bestimmten, etikettebewussten Auftreten, ihrem Talent, im richtigen Moment die richtigen Worte zu finden, und ihrer umsichtigen Art, mit Menschen umzugehen, verdiente sich Gurnhild schnell den Respekt der Leute.
Auch wenn Baron Gamhain eine andere, weniger streitbare Person im Amt des Balsaither Stadtmeisters lieber gewesen wäre, hörte er offenbar auf die Fürsprache durch die Edle Stinia von Silberbrück sowie durch Rovena von Rothwilden, der Baronsgemahlin zu Dergelquell. So hatte er sich sehr rasch mit dem Ältestenrat auf die Nachfolge des verstorbenen Berman von Rothwilden verständigen können.