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Schenke Rosenhügel, Wargentrutz, zur selben Zeit
„Ah Waindis, endlich." Raugund saß zufrieden lächelnd in ihrem Arbeitszimmer in der Wargentrutzer Schenke und Bleibe zum Rosenhügel. Die steigende Anzahl an Pilgern zur Statue der Liebenden war auch und vor allem für sie eine positive Entwicklung, die ihr einiges an Einnahmen brachte. Doch nicht alleine deswegen war ihre Stimmung gut.
„Du wolltest mich sehen, Mutter", Waindis lächelte matt und setzte sich auf einen Stuhl gegenüber ihrer Mutter.
„Ja ich will, dass du ein Auge auf den…" sie verzog verächtlich ihr Gesicht „…Edlen hast. Er wird bestimmt bald merken, dass sein Liebchen verschwunden ist." Raugund lächelte höhnisch. „Er hat ihr zwar nie viel Beachtung geschenkt, doch du weißt ja wie Männer sind. Nimm ihnen etwas weg,das ihnen gehört und für das sie kein Interesse zeigen und es wird ihnen von einem Herzschlag auf den Anderen das Wichtigste in ihrem Leben."
„Wie…", wollte Waindis wissen, doch hielt sie inne, als sie den Gesichtsausdruck ihrer Mutter vernahm. „Wie…wie?" sprach diese erst ruhig, dann zornig. „Bei den Zwölfen bist du wirklich nur gut genug um auf deinem Rücken zu liegen und deine Beine zu öffnen?"
Waindis zuckte ob des Zornausbruches ihrer Mutter in sich zusammen. „Dir wird schon was einfallen. Hast es die letzten Monde ja auch gut hinbekommen. Ich möchte über jeden seiner Schritte aufgeklärt werden, hörst du?"
Schüchtern nickte die Angesprochene ihrer Mutter zu. „Gut, dann kannst du nun gehen." Waindis war schon beinahe vor der Tür, als sie sich noch einmal umwandte. „Mutter, warum…" Hob sie an, wurde dann jedoch abermals von ihrer Mutter unterbrochen.
„Warum die kleine Hexe im Loch sitzt?" Als Antwort kam ein Nicken.
„Ich werde es dir erklären, doch fürchte ich, dass du es nicht verstehen wirst. Die Kleine ist mir zu gefährlich geworden. Ich habe Bericht erhalten, dass es ihr möglich sein soll in den Gedanken anderer Menschen zu lesen." Raugund verzog das Gesicht und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Unwahrscheinlich, aber ich kann es mir nicht leisten jetzt ein Risiko einzugehen. Nicht jetzt, da wir unserem Ziel wieder ein Stück näher gekommen sind."
Den fragenden Gesichtsausdruck ihrer Tochter bedachte sie mit einem Seufzer.
„Mädchen, wo hast du nur immer deinen Kopf? Ich habe dir davon erzählt, dass ich nun endlich Feyenhold ausmachen konnte, der ja mit uns der Letzte vom Blute des letzten Welkensteiner Barons ist. Wir brauchen ihn."
„Und was ist mit seiner Mutter? Sie soll ja eine Freundin der Baronin sein."
Raugund verzog beim Ausspruch ihrer Tochter angewidert das Gesicht. Für sie war es unverständlich, dass sich jemand ihres Blutes mit einer Gugelforsterin anfreundet, wie es ihre Großnichte Waidgunde getan hatte.
„Waidgunde wird in Bälde ihre eigenen Schwierigkeiten bekommen. Es gibt da jemanden in der Wildermark, der mir noch einen Gefallen schuldet. Dein Vetter Markwin wird sich der Ausbildung Feyenholds annehmen und ich werde ihm meine Talente unterrichten." Sie lächelte verschwörerisch. „Es wird Krieg geben, meine Liebe. Und Feyenhold wird unsere Standarte sein. Auch wenn es nicht so scheint, die Zeit für uns ist reif; wir haben vermögende Verbündete, einen Teil der Baronie hinter uns, den Überraschungsmoment und den Zorn der Wölfin. Darüber hinaus habe ich auch Kenntnis über Dokumente erlangt,die den Gugelforstern schmerzen könnten, wenn wir sie denn in unseren Besitz bringen und bedacht einsetzen."
„Aber Mutter ohne einer eigenen Hausmacht können wir nicht…",warf ihre Tochter ein, wurde jedoch abermals von ihrer Mutter unterbrochen.
"Ayd f´haeil moen hir´jeth taenverde..."
„Erobere nicht durch Gewalt, sondern durch Kühnheit.", ergänzte Waindis und erntete dafür ein zustimmendes Nicken von ihrem Gegenüber.
Raugund erhob sich daraufhin schwerfällig aus ihrem Sessel und durchmaß ihr Arbeitszimmer. Sie blieb vor dem Fenster stehen. Ihr Blick fiel auf die Ruine Welkensteyn – das Vermächtnis ihrer Vorväter.
„Ich bin es leid, mich hier als einfache Freie verstecken zu müssen, Kind. Wir sind Welkensteins, wir sollten über diese Lande herrschen. Auch die Herrin des Waldes ist zornig. Sie duldet nur ihr eigenes Blut um sich, nämlich uns."
„Ja, Mutter." Raugund wandte sich zu ihrer Tochter um.
„Tu einfach was ich dir sage, dann wird alles gut. Und nun lass mich alleine…"