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Der Hag, ein paar Praiosläufe darauf
Nolle ließ sich seinen Braten schmecken. Die Baronin hatte ihnen zu Ehren zu einem Fest geladen und nicht wenige waren gekommen. Der Knecht durfte in den letzten Praiosläufen die sprichwörtliche Großzügigkeit und Gütigkeit Gwidûhennas kennenlernen. Beinahe mütterlich kümmerte sie sich um den jungen Herren Feyenhold – und das obwohl deren Familien sich bis auf Blut bekriegten. Seine Knappschaft, so die Baronin solle er am Hag unter der Obhut ihres Gemahls ableisten. Auch Nolle selbst durfte bleiben und der Herrin als Waffenknecht dienen.
Der alternde Knecht ließ seinen Blick über die Szenerie schweifen. Viel einfaches Volk war gekommen um zu Tanzen und dem Lautenspiel und -gesang der Bardin Alwine zu lauschen. Alwine…Nolle runzelte die Stirn. Er hatte sich geschworen diese…Alwine im Auge zu behalten. Der Knecht hat stets ein mulmiges Gefühl, wenn sie sich in seiner Nähe aufhielt, ganz so als wolle ihm sein Unterbewusstsein stets warnen.
Alwine endete eine Ballade und begab sich daraufhin zurück zum Tisch der Baronin…doch was war das…Nolle kniff seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen…da…da war es wieder. Alwine hielt etwas in ihrer Hand, das im nahen Kerzenschein glänzte. Er zögerte keinen Moment.
Geistesgegenwärtig sprang der Waffenknecht von seiner Bank und stürzte über die gedeckte Tafel, hin zu seiner Baronin. Als die verräterische Bardin nur noch wenige Schritte von Gwidûhenna entfernt war, schaffte er es sie mit einem gewagten Sprung zu Boden zu reißen. Dies verursachte bei den Anwesenden Ausrufe der Überraschung, gar mancher ließ vor Schreck Weinbecher oder Bratenkeule fallen als Nolle zusammen mit der Bardin krachend zu Boden ging.
Der alternde Kämpe blickte in das fahle, bleiche Gesicht Alwines. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Nolle bemerkte den schmalen Dolch, den die Verräterin in ihrer rechten Hand hielt, während er sich innerlich einen Narren schalt ihr nicht schon früher auf den Zahn gefühlt zu haben.
„Für wen arbeitest du?“ presste er zornig zwischen seinen Zähnen hervor. Immer noch saß der Recke auf der Brust der am Boden liegenden Alwine – trieb ihr somit alle Luft aus den Lungen.
„Wargentrutz…“ Stammelte sie tonlos. „Geht nach Wargentrutz…“
„Erklärt Euch!“ Nun war es die Baronin, die ihren Schreck überwunden hatte und sich zu Wort meldete. „Hat Euch mein Bruder geschickt?“ Sie wollte es nicht glauben...ihr eigenes Blut...
„Euer Bruder…“ Ein grausames Lächeln umspielte die Lippen Alwines. „Nein…“
„Algrid!“, die Baronin, unwillig noch weitere Zeit zu vergeuden, rief ihre Dienstritterin herbei. Ihr Gesicht war rot vor Erregung. „Schicke mir nach meinen Junkern und Rittern. Was auch immer in Wargentrutz sein mag – ich will kein Risiko eingehen.“ Ihr Blick fiel auf Nolle. „Habt Dank. Es ist schön jemanden wie Euch an meiner Seite zu wissen. Und nun seid doch bitte so gut und schafft sie mir aus den Augen.“