Hingebungsvolle Bardin und Schwester von Meister Eisewyn
Hedwina Auenfried (geb. 989 BF), die jüngere Schwester von Meister Eisewyn, ist ebenfalls musikalisch sehr begabt. Sie scheiterte jedoch bei der Aufnahmeprüfung für das Haus Aldifrieds des Sängers. Stattdessen ging sie schon früh ihrem Vater Wilber Auenfried in Trallop zur Hand und erlernte mit großem Geschick den Bau von Saiteninstrumenten wie Lauten, Gitarren und Leiern. Um ihre besondere Stimme ausbilden zu lassen, ging Hedwina bei einer weitgereisten Bardin singen. Die Musik aus der Ferne faszinierte die junge Frau so sehr, dass sie selbst Bardin werden wollte, aber lange Zeit nicht den Mut hatte, die heimatliche Werkstatt und den liebevollen Vater zu verlassen. So trat sie vor allem bei Festen im Herzogtum Weiden auf, bis sie in Yolanda von Brachfelde eine Freundin fand. Gemeinsam mit ihr gründete sie 1018 BF den Sängerkreis "Feenklang" in Balsaith, der sich bewusst nicht in der jahrhundertealten Tradition Aldifreids des Sängers sieht, sondern neue Wege geht. Da Yolanda nur selten in Balsaith anzutreffen ist, ist es vor allem Hedwina, die mit sanfter und geduldiger Strenge die jungen Talente unterrichtet.
Meisterin Hedwina Auenfried ist eine zierliche Frau mit dunkelblondem, glattem Haar, das meist zu einem lockeren Zopf gebunden ist. Sie wirkt menschenscheu und in sich gekehrt, wenn man ihr begegnet. Ihre graublauen Augen haben etwas Verträumtes, als sähen sie eine Melodie, die andere nicht wahrnehmen. Sie trägt lange, praktische Kleider – warme Farben, dezent mit floralen Motiven bestickt, höchstens eine Brosche als Zierde.
Ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder Eisewyn ist Hedwina still, nachdenklich und nicht an den Ränkespielen der Mächtigen und Adligen interessiert. Die Bardin hat sich ganz der Musik verschrieben. In der Tiefe ihrer Lieder und der Feinheit ihrer Melodien offenbart sich ihre Seele – sanft, melancholisch und voller Leidenschaft. Wer sie singen hört, spürt, dass sie mit jedem Ton mehr von sich gibt, als es Worte je könnten. In Wesen und Stil könnten die Geschwister kaum unterschiedlicher sein. Während Eisewyn Traditionen wahrt und auf die alten Sitten achtet, sucht Hedwina nach neuen Klängen, wagt behutsam Experimente mit neuartigen Harmonien und lauscht mit stiller Begeisterung den Liedern reisender Musikanten oder der Elfen des Ifirnstanns. Wo ihr Bruder sich als Bewahrer der Weidener Erzähltradition versteht, sammelt Hedwina Melodien, denen sie in stiller Hingabe eine neue Tiefe verleiht.
Auch wenn sie ihre Auftritte genießt, meidet Hedwina ansonsten den Trubel. Am liebsten sitzt sie mit ihrer Leier an einem ruhigen Ort und vertieft sich in ein Lied, das sie noch erforschen möchte. Musik ist für sie nicht reine Unterhaltung, sondern tiefster Ausdruck – eine stille, aber kraftvolle Verbindung zwischen Herz und Welt.