Aus den dunklen Zeiten überlieferter Klagegesang, gehört von Meister Eisewyn zu Olat am Rande des Nebelmoors
»Meine Finger sind gebrochen, jeder einzelne Akkord ist eine Qual;
Die Worte, die – aus meiner Kehle voller Brack – die Lippen streifen, werden dort schon schal.
Doch singen muss ich, laut, wie Windsgeheul im Ried; was bleibt mir noch?
So zieht mit mir die Saiten auf und beugt, die ihr hier mit mir front, das Haupt ins Joch.
Neun Jahre sind’s und kein Tag wen’ger, dass wir vor Trallops stolzen Torn
die Kinder, Frauen, unsern Herzog selbst, und mit ihm Freiheit, Ehr und Lebensglück verlorn
Zur höhern Ehre seines Namens, der mich dünkt von bittrerem Geschmack
Als Kummer, Qual und Hoffnungslosigkeit je könnten; es vereint all dies der Aikar Brazoragh
Mit diesem Ort: Das Auge blickt weit über Torfmoor, Birken und Gestrüpp und irrt
Ins Nichts, wo Feuer neben Feuer sich gen Himmel lohend in den Dunst verliert.
3000 Seelen opfern hier, gepfercht in Herden, die der Wolf umstellt, tagaus tagein von ihrem Blut
Und schürn, der Rauch wirft klebrig auf die Haut das Fett, mit eignem Fleische Gruuzashs Glut.
Doch leern die Pferche sich noch so beständig – frischauf, zu Tairach führt der letzte Gang –,
Dem, der dem Schlachtvieh mitleidlos die Zügel führt, wird ob der Seen von Blut nicht bang,
Denn seht nur dort, von Baliho wankt schon der nächste ungeheure Zug heran.
Ist unser Geschlecht so sündhaft, dass tatsächlich jede Frau und jeder Mann,
Die Los und Sumu einst auf dieses Fleckchen Erde schissen,
Hier durch Feuer, Stahl, durch Krankheit, Eis und Hunger zu Nargazz Ehren sterben müssen?
Schon gut. Ich hör schon auf zu hadern. Ich weiß, mir stehts nicht an
Es richten hier in dieser Sphäre zunächst das Schicksal, dann die Götter und der Aikar dann.
Wenn seine Hand sich senkt und eintaucht in den Strom aus Blut,
dann beugt sich selbst die Sonne vor dem Eifer seiner Wut;
Wenn er den Richtspruch grollt und hebt ins Dunkel seine Krallenfaust,
so steigt in roter Pracht über dem Moor der Blutmond auf...«
Autor: Jan Liedtke