Frieden in unserer Zeit

Burg Trollwacht, Markgrafschaft Perricum
Boron 1041 BF

Selinde und Ugdalf, der gerade zu Besuch bei seiner Schwester weilte, besprachen die Depesche Herzogin Walpurgas, die ein Kurier gestern überbracht hatte. Der Mann war offenbar eilig und vor allem in Begleitung einer Hand Bewaffneter gereist, die für seine sichere Ankunft in Perricum und Rückkehr nach Weiden sorgen sollten. Gelesen hatten die Geschwister die Nachricht zwar direkt nach Erhalt, wollten sich aber noch einmal in Ruhe darüber beraten.

„Nun Selinde, es ist also geschafft. Onkel Emmeran hat es offenbar vollbracht, seine herzogliche Base zur Annahme des ausgehandelten Kompromisses, der mir übrigens immer noch ein wenig schwer im Magen liegt, zu bewegen.“

„Du meinst Tante Yalagunde“, widersprach die Baroness mit einem feinen Lächeln. „Oder glaubst Du wirklich, dass unser sanftmütiger und besonnener Onkel dies vollbracht hätte?“

„Hm, da hast Du vermutlich recht. Aber ist letztlich auch egal. Viel länger hätte ich diesen arroganten Fatzke damals auch nicht ertragen. Es fehlte nur wenig und ich hätte ihm Benimm, Vernunft und Respekt vor der Familie eingeprü...“

„Es ist genug, Ugdalf“, erwiderte dessen Schwester sanft und legte beruhigend ihren Arm auf seine Schulter. „Sieh es doch mal so: Wir haben endlich Frieden. Frieden für uns und unsere Kinder, an die wir unsere Wurzeln, unsere Werte und unsere Traditionen auch ohne den Namen Löwenhaupt ganz in Vaters und unserer Ahnen Sinne weitgeben können. Und sollte doch noch irgendwer aus der Mittnacht ihn oder uns schmähen, dann darfst Du gern unsere Ehre verteidigen“, schloss die Baroness mit einem leichten Schmunzeln und sanfter Ironie in der Stimme.

„Sei versichert, das werde ich“, erwiderte der Oberst entschlossen, die Ironie in den Worten seiner Schwester nicht wahrnehmend. „Aber auch wenn ich immer noch nicht so recht glücklich mit dem Ergebnis bin: Es ist gut, dass dieses unselige Kapitel unserer Familiengeschichte nun abgeschlossen ist.“

„Ja, Bruder, es ist gut. Gut für uns und gut für unsere Kinder.“

Am nächsten Tag sandten die Geschwister das unterschriebene Vertragswerk und eine begleitende Depesche an die Herzogin der Weidenlande. Die Vergangenheit war nun endlich genau dies: vergangen.