Düster und stolz thront die alte Feste Anbalsaith auf dem Felsen nordöstlich der kleinen, trutzigen Handelsstadt Balsaith, um den Feinden Weidens zu trutzen und die Brachfeldener zu schützen. Sie wird auch der Reisende passieren, der der Alten Straße von Nordhag aus gen Trallop folgt, der etwa 65 Meilen von Balsaith entfernt liegenden Hauptstadt Weidens. Der graue Felsblock stellt die einzig größere Erhebung in der Baronie Brachfelde und einen krassen Gegensatz zu dem sonst flachen bis hügeligen Land dar. Die düstere Erscheinung von Anbalsaith passt eher zu den gefährlichen Wäldern der Heldentrutz, zum unheimlichen Tauberwald oder zu den unheiligen Untiefen des Nebelmoors im Norden als zu dem sonst so friedlich wirkenden Land.
Da die alten Steinmauern an vielen Stellen mit Holzaufbauten ergänzt wurden, mag es dem Unkundigen auf die Ferne so erscheinen, als handle es sich um eine Holzburg – eine Bauweise, die angesichts der ständigen Bedrohung durch die Schwarzpelze an der Grenze zum Nebelmoor grob fahrlässig wäre.
Nach Jahrzehnten des Verfalls war die Feste 1009 BF in sehr schlechtem Zustand, als Baron Valgor, der Vater des heutigen Barons, mit kleinem Gefolge zum ersten Mal in den unkrautüberwucherten Burghof ritt. Doch setzte Baron Valgor während seiner Herrschaft alles daran, die Feste wieder in alter Pracht erstrahlen zu lassen, und bewies damit – wie die Chroniken belegen – großen politischen Weitblick. Darüber hinaus ließ er die Waffenschmiede Bartoks Esse einrichten, in der der zwergische Meisterschmied Bartok Sohn des Burrag noch heute mit seinen Schmiedeleuten ebenso exzellente wie teure Klingen und Rüstungen herstellt.
Wichtige Bewohner der Feste
Baron Gamhain von Brachfelde und seine Gemahlin Fann herrschen auf Anbalsaith mit gerechter und starker Hand. Der Baron gilt als volksnah und als Förderer des Handels, zögert aber nicht, an der Seite seiner rondragefälligen Gemahlin für Herzogin Walpurga oder für die Gräfin von Bärwalde in die Schlacht zu ziehen. Erster Ritter, Berater und Verwalter des Barons ist Ritter Lerier von Bruchingen, seine Tochter Merika ist die Burgsassin. Der alte Patras Tannhaus dient dem Baron als Haushofmeister. Waffenmeister Drachwill von Föhrenhold befehligt die Waffenknechte der Baronie.
Beschreibung der Burganlage
- Der Turm. Der unterste und älteste Teil des Turms enthält das Verließ.
- Der Palas. Im Kellergeschoss befinden sich der Weinkeller und die Vorratsräume, im Erdgeschoss ein Saal, Hofstube genannt, mit einem angebauten Erker, fernerhin die Küche mit Küchengewölbe (das Reich des Kochs Grimow), die Lakaienstube (nebst Räumen des Sekretärs Hilgerd Morgental und des Schreibers Trautman Wentikon) und das Stoblein obig dem Speisskeller.
Im ersten Obergeschoss befinden sich die Junkernstuben, die Räume des Ersten Ritters Lerier von Bruchingen, und seiner Tochter Merika, Burgsassin des Barons sowie die Räume des Haushofmeisters (Patras Tannhaus), des Waffenmeisters (Drachwill von Föhrenhold), des Jagdmeisters und der ehemaligen Amme der Baronssöhne.
Im zweiten Obergeschoss findet sich die Burgkapelle mit Schreinen der Kriegsleuin Rondra, des Schmiedegottes Ingerimm bzw. Angrosch und des Gottes des Handels Phex, sowie die Gesindestuben, in denen die Knechte und Mägde untergebracht sind. - Der Zwinger wird im Volksmunde das Burggärtchen genannt.
- Die Schmiede. Neben der Werkstatt befinden sich hier auch die Gemächer der Schmiedeleute. In der Schmiede arbeiten der zwergische Meisterschmied Bartok „Kappe“ Sohn des Burrag, der Schmied Malzan Mudarek sowie die Gesellen Pogolosch Sohn des Igen, Fredo Dorc und Yann Lowanger.
- „Der alte Bau“. Hier befinden sich die Schreibstuben des Barons und des Verwalters. Im Obergeschoss können Gäste beherbergt werden.
- Der Kemenatenbau. Hier befinden sich die Herrengemächer, also die Räume von Baron Gamhain und seiner Gemahlin Fann sowie die früheren Zimmer der beiden Söhne Rondrasil und Leonil. Der Schwester des Barons, Yolanda von Brachfelde, wird nach wie vor für ihren Besuch ihr altes Gemach freigehalten. Des Weiteren finden sich hier zwei Gemächer für wichtige Gäste.
Der Keller beinhaltet die Waffenkammer. Hier befinden sich auch Grimmdorn, das Schwert des legendären Ritters Grimmhart des Kühnen, der als erster Ritter zu Beonfirn zahlreiche Kämpfe gegen die Orken schlug, sowie Ambros, der Kriegshammer von Baron Gamhains Vater Valgor. - Der obere Torbau mit dem so genannten Schönen Erker auf der Hofseite. Im Obergeschoss befinden sich die Kammern der Waffenknechte des Barons und der Knappen.
- Das Brunnenhaus mit dem über 84 Schritt tiefen Brunnen und dem großen Wassertretrad.
An der Südostecke des Brunnenhauses wurde ein Flankierungsturm angebaut, dessen Erdgeschoss ein weiteres Verließ enthält.
Die Brücke vor dem Brunnenhaus führt als hölzerne Zugbrücke über den breiten Halsgraben. Über dem Tor erblickt man neben der Jahreszahl 1009 BF den Wappenschild der Baronsfamilie von Brachfelde. - Die Ställe. Für Pferde, Ochsen und Hühner.
Es heißt, ein geheimer Gang führe in die Stadt Balsaith hinab.
Im Burghof steht auch der Herzbaum der Feste.
Die Geister von Anbalsaith
Die Einheimischen wissen dem Reisenden viele mystische und unheimliche Geschichten über ihr Land zu erzählen. So gibt es auch eine ganze Reihe von Erzählungen über die Geister, die des Nachts auf der Feste Anbalsaith umgehen und den unkundigen Besuchern das Fürchten lehren. Sie handeln z. B. vom freundlichen Geist, der hin und wieder mit den vor Angst schlotternden Gästen des Barons zu mittnächtlicher Stunde eine liebenswürdige Unterhaltung zu führen pflegt. In stürmischen Nächten soll man sehen, wie sich eine weiße Gestalt von den Zinnen des Trutzturms stürzt. Und vielerlei Heulen, Klopfen und Zähneklappern mag an die armen Seelen erinnern, die einem skrupellosen Vorgänger des heutigen Barons zum Opfer fielen und ihren Tod im Burgverlies fanden. So mag manch zaghafter Besucher oft lieber in einem netten Gasthof des Städtchens Balsaith unterkommen als eine Nacht mit diesen Spukgestalten verbringen.
Für den verstorbenen Baron Valgor gehörten die Geister einfach zum Inventar der Burg. Er legte keinen Wert darauf, die Spukgestalten mit magischen Mitteln zu vertreiben. Es heißt, er habe sich mit ihnen sogar angefreundet. Daher schickte er des Öfteren Abenteurer aus, um eine der armen Seelen von ihrem Dasein befreien zu lassen. Kamen wieder einmal Gäste des Barons nach einer schlaflosen Nacht verängstigt zum Frühstücksmahl, so hatte der Baron für sie stets ein paar aufmunternde Worte parat wie etwa: „Es gibt wahrlich Schlimmeres als Heulen und Zähneklappern“, und sein herzliches Lachen schallte durch die hohen Räume und Gänge der Burg.
Anbalsaith – Schatz oder versteinerter Drache?
Auch über den Felsen selbst, auf dem die Feste Anbalsaith errichtet wurde, haben die Einheimischen einiges zu berichten. So soll er von Geheimgängen durchzogen sein, die tief ins Erdreich in eine Halle führten, in der ein gewaltiger Schatz lagere. Andere sehen den Anbalsaith als den versteinerten Körper eines Drachen an. So be-richtet eine uralte Legende über den Kampf zwischen dem Drachen Anbalsaith und der bösen Hexe Ebilata.
Vom Drachen Anbalsaith und der bösen Hexe Ebilata
"Einst herrschte der mächtige Drache Anbalsaith über das Land zwischen Nebelmoor und Bärnwald, doch seine Regentschaft war Ebilata, einem bösen Hexenweib, ein Dorn im Auge. Im magischen Duell vermochte keiner der beiden, über den anderen zu obsiegen. Und so schmiedete Ebilata einen listigen Plan, um dem Leben des Drachen ein Ende zu setzen. Im "brachenen Felde" pflanzte sie eine dunkel schillernde Rose, die schönste ihrer Blumen, die sie mit ihrer magischen Kraft zu erfüllen wusste. So wundervoll war die Rose anzusehen und so betörend war ihr Duft, dass sie den alten Drachen im wahrsten Sinne des Wortes "verzauberte". So erlag er dem finstren Hexenfluch und sein Leib wurde starr und zu Stein. Und damit entstand am Rande des Ifirnstann der Felsen Anbalsaith, auf dem heute die Feste gleichen Namens thront."
Seit der Gründung des Ortes Balsaith wird der Drache von den Einheimischen gleichermaßen gefürchtet und verehrt. Jeden 15. Hesinde begehen sie das so genannte „Drachenfest“, in dessen Verlauf der Widerstreit der Hexe und des Drachen nachgestellt wird.
Meisterinfo:
Die Legende kommt der Wahrheit schon recht nahe. Tatsächlich gelang es 1016 BF einer Gruppe verwegener Abenteurer, in den Berg einzudringen und seine Geheimnisse zu erkunden. Der Baron ließ über ihre Entdeckungen allerdings nichts verlauten, so dass viele munkeln, man habe den versteinerten Drachen selbst und seinen mit Schätzen gefüllten Hort entdeckt. Wie anders sei sonst zu erklären, dass das Säckel des Barons immer ausreichend gefüllt sei?
Tatsächlich bargen die Abenteurer eine aufs Prächtigste illustrierte Kopie des heiligsten Buchs der Hesinde, den „Annalen des Götteralters - Vom Anbeginn der Zeiten“, geschrieben von einem Mönch namens Elesius und angeblich gesegnet vom Erzheiligen Argelion darselbst. Die Kopie wurde dem Moosgrunder Hesindetempel überantwortet. Weit sensationeller war jedoch die Entdeckung des versteinerten Körpers des legendären Kaiserdrachen Anbalsaith. Aus Gründen, die hier nicht erörtert sein wollen, gelang es, den Geist des Drachen vom Fluch zu erlösen. Im Gegenzug erneuerte er ein altes Band der Freundschaft mit den früheren Baronen von Brachfelde und schenkte dem Baron den Drachenhelm, ein magisches Artefakt, das nur der rechtmäßige Herrscher über Brachfelde tragen kann.