Statue der Liebenden, Rondra 1035 BF
 
Wilfred von Gugelforst schritt langsam, beinahe schon andächtig zur Statue der Liebenden. Dabei hielt er die Hand seines Weibes Inja ganz fest in der seinen. Es waren ereignisreiche Monde, die hinter dem Paar lagen. Wilfred musste sich eingestehen, dass er in der ersten Zeit ein unwürdiger Ehemann war. Ja seine Gemahlin hatte es wahrlich besser verdient.
 
Erst ihr Verschwinden im Wargenforst und die gemeinsamen Praiosläufe in einem abgelegenen Kerker ließen ihn zur Vernunft kommen. Der Ritter würde es niemals zugeben doch waren es eben jene Tage in einem finsteren Loch, in welchen sie sich gegenseitig Trost und Mut spendeten, die ihn zum Umdenken bewegten. Ob es nun Liebe war wusste er nicht – er hatte noch nie geliebt, doch achtete und ehrte er sein Weib und ihre Bedürfnisse.
 
Bei der Statue angekommen wurden das junge Paar von der Rahjania empfangen. Sie war eine atemberaubend schöne, groß gewachsene Frau mit dunklem Teint und kurzen schwarzen Haaren. Wilfred hatte schon des Öfteren davon gehört, dass Rahjania aus den Tulamidenlanden stammte…er fragte sich warum sie ihren Weg nach Weiden gefunden hatte – noch dazu in eine der Hochburgen des Weidener Traviaglaubens.
 
Mit einem breiten Lächeln überreichte ihm die Dienerin Rahjas eine der heiligen Rosen. Wilfred wusste, dass diese Rosen einen riesigen Gunstbeweis darstellten. Schenkt man sie einem geliebten Menschen so sollte die Blume auch im abgeschnittenen Zustand ewig halten. Empfindet man keine ehrliche Liebe zueinander sollen sie jedoch binnen weniger Herzschläge zu welken beginnen.
 
Wilfred nahm den abgeschnittenen Rosenkopf mit nervösen Fingern an sich, entfernte die Dornen und flocht ihn in die rabenschwarzen Haare seiner Gemahlin. Inja lächelte ihn an und küsste ihn heftig. Als sie sich voneinander lösten blickte der Ritter auf die Rose – sie stand noch immer in voller Blüte.
 
„Die Wege des Glückes sind vielfältig.“ Flüsterte ihnen Rahjania zu, als sie die beiden Liebenden verließ. Wilfred und Inja lächelten…
 
-Ende-