In einer Schenke nahe Radbruch, Herzoglich Weiden, einige Wochen später

Über einem Praioslauf war Praiotin nun schon unterwegs - von Nordhag kommend nahm er gemeinsam mit seinen Knechten und Söldlingen den nicht ungefährlichen Nornstieg in Richtung der Stadt der Greifin. Der junge Händler war zufrieden mit sich; Er kam gut voran und auch die ihm angedrohten Übergriffe durch Orks oder Raubritter blieben aus – sollte es so weiter gehen, dann wird es ein leichtes sein das Nordhager Porzellan und Salz termingerecht zu liefern. Der Herbst ging in den Winter über, es war meist kalt, neblig und feucht im Schatten des Finsterkamms. Noch während die letzten Strahlen der Praiosscheibe das Land wärmten, beschloss Praiotin die Nacht in einer kleinen Wegtaverne nahe des Dörfchens Radbruch zu verbringen. Den Einwand eines Söldners, man solle doch innerhalb Radbruchs um Unterkunft bitten wusch der junge Händler mit der Begründung hinweg, dass der verarmte Heldentrutzer Adel mit Sicherheit Mittel und Wege finden werde, ihn auszunehmen wie der Traviapriester eine Wildgans am Tag der Treue.

Mit lauten Rufen wies er seine Knechte nach der Ankunft an die Waren und Pferde zu versorgen. Die vier Söldlinge wurden in zwei Paare geteilt, welche abwechselnd Wache schoben, denn auch wenn der Wirt ihm versicherte, dass seine Wägen in der Scheune nahe der Taverne sicher sind, wollte er ihm nicht so recht glauben. In der Schenke selbst herrschte nur wenig Betrieb. Viele der Tische waren leer, einzig eine kleine Reisegruppe, bestehend aus drei Männern und einer jungen Frau besetzte einen Tisch am hinteren Ende der Schankstube.

„Wirt, drei Bier!“ Rief Praiotin in Richtung des Tresens, an welchem der Wirt gerade damit beschäftigt war einige Humpen trockenzuwischen. Er bat die beiden Söldner zu sich an den Tisch und speiste und trank mit ihnen. Praiotins Blick schweifte währenddessen immer öfter zu der jungen Dame am Nebentisch, der Kleidung nach würde er sagen es handle sich bei ihr wohl um eine Magd, die anscheinend nicht ihre Augen von ihm lassen konnte. Mit einem Lächeln grüßte er sie und frohlockte innerlich als sie aufstand und zu ihm herüber kam.

„Verzeiht“, sprach sie, als sie sich unaufgefordert zu ihnen an den Tisch setzte, „Ihr seht aus wie ein Händler.“ „Und wenn es so wäre?“ Praiotin zog verblüfft eine Augenbraue hoch. „Dann würde ich Euch raten innerhalb des nächsten Dorfes zu nächtigen.“ Sagte sie spitz. „Es ist eine gefährliche Gegend hier draußen. Gerade jetzt wo doch hier eine neue Bande ihr Unwesen treibt…“ Der junge Händler lächelte, er schien die Warnung der Magd nicht ganz ernst zu nehmen. „Weist du ich kann ganz gut auf mich aufpassen und überhaupt ist es nicht das erste Mal, dass ich hier vorbei komme. Ich kenne die Gefahren und ich bin darauf vorbereitet…“, nach einem Seitenblick auf seine Söldner fuhr er fort; „…neue Bande hin oder her. Ich habe vier Söldner, die mich begleiten.“ „Vier Söldner…“, sprach sie gespielt beeindruckt, „…dann habt Ihr also gar wertvolle Waren bei Euch?“ „Lassen wir das…“, erwiderte Praiotin unwillig noch weitere Fragen dieses Frauenzimmers zu beantworten, „…trinke mit uns.“ Die junge Magd schien Praiotin zu gefallen. Sie trug ein eng anliegendes Kleid aus gewöhnlichem Linnen, welches ihre weiblichen Rundungen besonders schön zu Geltung brachte. Ihr rundes, herzliches Gesicht wurde durch ihre wunderschönen braunen Locken eingerahmt.

„Wie heißt du denn Mädchen?“, fragte er, während er sichtlich an ihr interessiert, ihren Körper musterte. „Lynde.“ Antwortete sie knapp. „Und das dort hinten sind deine Herren, Lynde?“ „Ach nein ich habe keinen Herren. Meine Herrin hat mich vom Hof gejagt, als ich schwanger ging.“ Sie deutete auf ihren flachen Bauch, der jedoch nicht im Geringsten auf eine Schwangerschaft schließen ließ. „Jetzt versuche ich mich nach Waldscheit durchzuschlagen, doch schaffe ich es alleine nicht.“ Traurig senkte sie den Kopf. „Waldscheit? Komm doch einfach mit uns mit. Wir reisen nach Greifenfurt und Waldscheit liegt ja fast am Weg.“ „Oh Herr wie kann ich Euch nur dafür danken?“ Lyndes Gesicht hellte sich schlagartig wieder auf. „Nun ja, da gibt es schon etwas wie du mir dienen kannst…“, sprach er mit einem schelmischem Gesichtsausdruck, als er sie mit der Hand im Schoß berührte.

Lynde nickte und bedeutete ihm schon einmal vorzugehen um in seiner Kammer auf sie zu warten. Sie blickte ihm noch kurz nach, dann stand sie auf und schritt zurück zum Tisch, an welchem immer noch die drei Unbekannten saßen. „Wie viele?“ Sprach ein breit gebauter Mann in gedämpfter Stimme. „Hoher Herr es sind vier Söldner und einige Knechte. Sie reisen nach Greifenfurt ...“, antwortete ihm die junge Frau. „Sehr gut, lasst uns aufbrechen ...“, sprach er zufrieden lächelnd, dann standen auch seine beiden Begleiter auf und verließen, unter misstrauischen Blicken der beiden Söldner des Händlers, zusammen mit Lynde die Schenke.