Wahlspruch: Text einfuegen
Wappen: Auf Blau ein silberner Zinnenschrägbalken belegt mit einem schreitenden, blauen Löwen.
Gründung: Rohalszeit
Oberhaupt: Rondrian von Blauenburg
Verbreitung: Text einfuegen
Kurzprofil: Zielstrebig und selbstverliebt

 

Zielstrebig und selbstverliebt

Aus Weiden nicht mehr wegzudenken und dank des umtriebigen Barons von Wolfenbinge auch über die Grenzen des Herzogtums bekannt ist die alte Familie derer von Blauenburg. Doch nur wenige wissen, dass die Wurzeln dieser Familie mitnichten im mittnächtlichen Herzogtum zu finden sind.

Der erste urkundlich erwähnte „Blauenburger“ hörte noch auf den Namen „Padraig ui Dûngorm“ und lebte im fernen Albernia. Gerüchten zufolge soll der Stammherr der Familie allerdings ein gewisser Titus Pullo, einfacher Legionär aus Bosparan, gewesen sein. Doch dies konnte niemals bestätigt werden, da die Nachkommenschaft auf wenig vertrauenswürdigen Quellen beruht. Padraig ui Dûngorm hingegen diente dem Baron von Weidenau als Ritter viele Jahre. Genaues ist über seine Taten nicht bekannt, aber man erzählt sich, dass unzählige Feinde unter dem Schwert des Ritters fielen.

Sein Urenkel, Quinn ui Dûngorm, reiste 469 BF im Gefolge von Selinde von Weidenau als ihr Schildträger gen Weiden. Er wurde als Erster der Familie im Herzogtum heimisch. Da die Weidener seinen albernischen Namen nur schwer aussprechen konnten, „garethisierte“ Quinns Sohn Dagônet das Dûngorm in das gefälligere Blauenburg und die Weidener Dynastie derer von Blauenburg war geboren. Zur Unterscheidung des neuen Familienzweiges von der alten Stammlinie belegte der Blauenburger den silbernen Balken des Familienwappens mit dem blauen Löwen. Dagônet von Blauenburg war auch der Erste der Familie, der mit dem Edlengut Wulfenhain belehnt wurde.

Viele Generationen lang erfüllten die Blauenburger still und treu ihre Pflicht als Lehnsleute der Barone von Wolfenbinge. Einige Zweit- und Drittgeborene zog es in die Ferne, und so wie ihr Ahn Dagônet gründeten sie eigene Familien in den Gestaden ihrer Wahl. So die ya Castelazuro im Horasreich, die Gródniebieski im Bornland und die de Castillio Cianhídrico in Almada. So manch denkwürdige Taten vollbrachten Mitglieder dieser Familienzweige, doch das ist eine andere Geschichte. An dieser Stelle soll aber nicht verschwiegen werden, dass lediglich der Weidener Zweig es bis in den Hochadel gebracht hat.


Angrist von Blauenburg, der Vater des jetzigen – und ersten – Blauenburger Barons, ließ sein erbliches Lehen heimfallen, als er 976 BF, damals noch kinderlos, seine Berufung im Bund des Schwertes suchte und fand. Im Weiteren wurde er in Kirchenkreisen bekannt als Angrist Lûthilion von Trans Aquae. Seine Hochwürden Angrist war eines der ersten Mitglieder des Heiligen Ordens zur Wahrung und als dessen Abt im Kloster zu Perainenstein für die Ausbildung der Ordensnovizen verantwortlich. Die Rechte seines Bruders Wolfhardt von Blauenburg als nachfolgender Edler zu Wulfenhain wurden damals sowohl vom von Glauben beseelten Angrist als auch von der Baronin von Wolfenbinge außer Acht gelassen. Vielmehr ist die beim Herzogen- und Grafenhaus hoch angesehene Familie Eichenstein mit dem Edlengut belehnt worden. Ob sich die Baronin damit Sympathien des Herzogenhauses erkaufen wollte, ist nicht mehr zu überprüfen, denn Ihre Hochgeboren ging einige Götterläufe später erbenlos zu Boron. Wolfhardt von Blauenburg machte sich derweil mit einigen lukrativen Geschäften einen Namen und arbeitete lange Zeit in einem Kontor der Familie Kolenbrander.

Angrist, oder nun vielmehr Bruder Angrist fand derweil im Tempel nicht nur seine Berufung, sondern auch die Liebe seines Lebens. Ihre Gnaden Danje Gnyfari von Salthel, eine gebürtige Lhandroval, fuhr in sein Herz wie der Blitz der Göttin. Und so war es auch kein Wunder, dass wenige Monde nachdem die beiden den Schwertbund auf alte rondrianische Art schlossen, Frau Danje freudestrahlend mitteilen konnte, dass ihr Leib gesegnet war. Die Eltern warteten gespannt und mit der Götter Hilfe ward ein gesunder kräftiger Junge geboren. Ein gewaltiger Donnerschlag verkündete am 23. Phex 980 BF das Ereignis weithin und die Familie wusste sofort, dass die Sturmesherrin mit dem Knaben war. So überraschte es niemanden, dass sie ihm den Namen Rondrian gaben. Doch leider erfüllte der kleine Rondrian die hochgesteckten Erwartungen seiner Eltern nicht in jeder Weise. Zwar wuchs seine Körperkraft schier beim Zusehen, jedoch ließen seine geistigen Fähigkeiten auf sich warten. Auch das standesgemäße Fechten mit dem Schwert wollte Rondrian nie gelingen. Vielmehr zeigte der Bengel eine Vorliebe und ein Naturtalent für den Morgenstern und dessen Verwandte, die Ochsenherde. Es braucht nicht betont zu werden, dass den beiden rondrageweihten Eltern das alles eher peinlich war. Auch ihr Zweitgeborener Bernholdt zeigte nicht die Begeisterung für den Glauben, den seine Eltern in sich trugen. Den gaben sie erst am 19. Ingerimm 988 BF an ihren dritten Sohn weiter. Geron Leomir – nach zwei Heiligen benannt – hörte schon früh den Ruf der Göttin, und arbeitete verbissen daran, ein Geweihter zu werden. Von früh bis spät übte er sich in Kampfesübungen, dem Studium der Schriften und in Meditation. Sein Ergeiz – und wie viele sagen, seine frühe Freundschaft zu dem späteren Abtmarschall Brin – ließen ihn einen steilen Aufstieg im Orden zur Wahrung machen. Schon früh ernannte der Abtmarschall seinen Freund aus Novizentagen zum Erzkanzler des Ordens und damit zu seiner rechten Hand. Während seiner Zeit als Meister des Bundes ernannte Brin vom Rhodenstein Geron gar zum Schwertbruder und gürtete ihn mit dem Sennenschwerte Érian. Wäre Geron, der sich nun Geron Erian von Rhodenstein nannte, dabei nicht ein so schwieriger und kalt berechnender Mensch geworden, wären seine Eltern gewiss über alle Maßen stolz auf ihn gewesen.


Als Geweihte hatten sich Angrist und Danje aus dem traditionellen Weidener Lehnssystem herausgenommen, und so kam es ihnen auch nicht in den Sinn, Rondrian und den vier Götterläufe jüngeren Bernholdt einem Ritter zum Knappen zu geben. Sie hielten vielmehr den Dienst in des Reiches Armeen für erstrebenswert für die beiden. Als Weidener wählten sie selbstverständlich die Kriegerakademie zu Baliho als geeigneten Ort, ihre Söhne auf die Fährnisse der Welt vorzubereiten. Ob Zufall oder Ausdruck seiner Andersartigkeit, Angrists Bruder Wolfhardt schickte, als es zehn Götterläufe später soweit sein sollte, seinen Erstgeborenen nicht nach Baliho, sondern nach Wehrheim. Vielleicht wollte er auch, dass sein Sohn für das Geschäft wichtige Kontakte in der Garnisonsstadt knüpfe. Der junge Ortwin jedenfalls fand in der Reichsarmee eine neue Heimat und dient ihr heute noch – voller Stolz in der Panthergarde. Doch zurück zu Rondrian und Bernholdt. Während der Ältere die Akademie mit Auszeichnung verließ, gelang es Bernhold nicht, aus dem Schatten seines großen Bruders heraus zu treten. Seine Leistungen blieben durchschnittlich. Und diese Mittelmäßigkeit war es wohl auch, die ihm während des Orkensturms 1011 den frühen Tod brachte. Eine Byakka unterlief seine Deckung und schnitt bis zum Rückrad durchs Kettenhemd. Nicht zuletzt dieser Tod dürfte dazu geführt haben, dass die Blauenburger jeden Schwarzpelz mit erbittertem Hass verfolgen. Rondrian von Blauenburg erlebte den Orkensturm, wie auch den Marsch der Oger, als Offizier bei den Nordweidener Bären. In beiden Kriegen bewehrte er sich, wobei er es nur seinen beherzten Kameraden zu verdanken hat, dass er nicht im Magen eines Ogers sein Ende fand. Eine Narbe an seinem Oberschenkel erinnert ihn täglich an den qualvollen Augenblick zwischen den Kiefern des Menschenfressers. fy">Bevor er sich aber 1003 bei der Armee des Reiches einschrieb, zog Rondrian auf der Suche nach Abenteuern durch ganz Aventurien. Er hatte in Baliho den berühmten Raidri Conchobair kennen gelernt und wollte alles daran setzen, ein so großer Recke wie dieser zu werden. Was er alles auf diesen Reisen erlebt hat, würde hier den Rahmen sprengen, nicht verschwiegen werden soll aber, dass Rondrian zu der Zeit das erste Mal Beachtung durch das mächtige Kaiserhaus erfuhr. So wurde ihm aufgrund einiger Ereignisse, über die der Blauenburger beflissentlich schweigt, im Rahmen der großen Turnei zu Gareth der Titel eines Reichsritters verliehen. Nicht zuletzt dieser Titel dürfte ihm geholfen haben, bei den kaiserlichen Eliteschlachtreitern Weidens Aufnahme zu finden und dort schnell erst zum Leutnant und dann zum Rittmeister befördert zu werden.


Ob es eine Laune der Götter war oder nur Zufall, im Götterlauf 1012 BF leistete Rondrian von Blauenburg, der gerade seine Dienstzeit bei der Armee beendet hatte, Ihrer Hochwohlgeboren Gräfin Walderia von Löwenhaupt den Lehnseid als Baron von Wolfenbinge. Eben jener Baronie, in der das ehemalige Edlengut der Familie liegt. Gerüchte besagen, dass die Belehnung aufgrund persönlicher Fürsprache des Gräfinnenbruders, Herzog Waldemar, durchgeführt worden sein soll, der in dem kräftigen Ochsenherdenschwinger ein jüngeres Abbild seiner selbst gesehen haben soll. Und irgendwie war dem auch so. Der Blauenburger ist ein Haudegen, ganz nach Waldemars Geschmack. Wobei das Wort „Haudegen“ wohl fehl am Platz erscheint, da der Blauenburger wohl einen Degen erst als Waffe wahrnehmen würde, wenn ihm dieser schon zwischen den Rippen steckt. Und selbst dann wären sich viele noch nicht sicher.

Um seinen Anspruch „in Stein zu meißeln“, ergänzte der neue Baron das Baroniewappen (Grüner springender Wolf auf silbernem Grund) um den Blauenburger Zinnenrand. Viel wichtiger aber war die Grundsteinlegung zur Blauenburg. Denn zuvor war der Baronssitz nicht viel mehr als ein größerer, umfriedeter Gutshof, der auf den klangvollen Namen „Biberburg“ hörte – ebenso wie die Pfalz der nachbarlichen Pfalzgrafschaft. Dem kriegerischen Rondrian war dies natürlich nicht wehrhaft genug. Seinen jüngeren Bruder auf dem mächtigen Rhodenstein wissend, war es für den frischgebackenen Baron eine Selbstverständlichkeit, in einer festen, steinernen Burg zu wohnen. Und nun, 20 Götterläufe, unzählige Arbeiten und einige finanzielle Hindernisse später, kann die Blauenburg als fertig – wenn auch noch nicht voll eingerichtet – betrachtet werden.

Zuvor war das zweite, eher ungewöhnliche Bauvorhaben fertig gestellt worden. Die Zoll- und Mühlenbrücke über das Silfurnswasser. Durch zwei Zolltürme geschützt drehen sich hier im schnellen Wasser bei Tag und Nacht die Wasserräder einer Getreide- und einer Papiermühle. Und neben den üblichen Zolleinnahmen bringt der Verkauf des hier geschöpften Papiers, vor allem an den Rhodenstein, so manchen Taler in die Kasse des Barons. Selbstverständlich hatte Seine Hochgeboren beim Bau beider Bauwerke nicht selbst Hand angelegt, gab es doch auch so genug zu tun, um das Lehen zu verwalten. Zu mancher Zeit mag sich der Baron von all den Pflichten erdrückt gefühlt haben, und sich an die einfacheren alten Zeiten erinnert haben. Die Jagd in den ausgedehnten Wäldern seines Lehens versprach immer wieder willkommene Zerstreuung. Um mehr Zeit für diesen Zeitvertreib zu haben, gab Baron Rondrian seinem damals besten Freund Gernot von Greifensteyn – einem darpatischen Ritter – immer mehr die Zügel des Lehens in die Hand. Eine Entscheidung, die sich später bitter rächen sollte. Doch zunächst merkte Rondrian nicht, was sich hinter seinem Rücken abspielte. Er zog immer wieder tief in die Wälder. Bis er eines Tages 1014BF unweit des Ortes, wo nunmehr das Dörfchen Drakenhorst zu finden ist, bei der Hatz auf einen Bären die Fährte eines leibhaftigen Drachen fand. Sofort war Jagdtrieb und Ruhmsucht des Blauenburgers erwacht. Von gieriger Eile getrieben rüstete er sich, als würde es in den Krieg gehen, und ritt allein gegen die Bestie an.

Wie der Kampf damals ausging, davon zeugt heute der blanke Schädel des Drachen, der in der großen Halle der Blauenburg an der Decke hängt. Bei dem Untier handelte es sich übrigens um ein noch recht junges Exemplar eines Höhlendrachen, der sich gerade einen Hort einrichten wollte. Und doch war es bereits ein mehr als herausfordernder Gegner. Die Verletzungen, die der Blauenburger bei dem Kampfe davon trug, hätten fast dafür gesorgt, dass Ritter Gernot sein Ziel erreicht hätte, nämlich Baron zu werden anstelle des Barons. Lediglich die Heilkünste des Kräuterweibes Farline Erlmann und das beharrliche Wachen von Rondrians treuem Knappen Arwulf Schwarzensteyn konnte Schlimmeres verhindern, und der betrügerische Darpate musste weiter auf seine Stunde warten. In dieser Zeit konspirierte der Schurke mit den Rittern Brin von Gilbertholz und Fran von Ochs. Beide hatten ihre Güter schon seit Generationen und konnten es offenbar nicht verwinden, dass ihnen ein Mann, der nicht einmal den Knappendienst geleistet hatte, als Baron vor die Nase gesetzt worden war. Sie hatten wohl gar selbst auf diesen Titel gehofft. So fand des Greifensteyners giftige Zunge wohlmeinende Ohren. Und auch im ehrgeizigen Edlen zu Wulfenhain, Ritter Falber Eichenstein zu Wulfenhain, mag der Darpate einen willigen Zuhörer gefunden haben. Lediglich das Haus Rotherwald mit dem Ritter Edric und dessen, später enterbten, Sohn Wallfried hielt nichts von Intrigen gegen den Baron. Doch ihre Warnungen stießen beim Blauenburger auf taube Ohren, zu sehr vertraute er seinem Freund.


Als dann der Dämonenmeister sein hässliches Haupt im Osten erhob, schien des Verräters Stunde gekommen. Rondrian von Blauenburg meldete sich bei seinem alten Regiment und wurde als Adjutant des Obersts in die Stammrolle eingetragen. Als die Nordweidener Bären dann Richtung Trollpforte ritten, da ließ der Baron das Lehen in der Obhut seines Freundes zurück. Er ernannte Gernot offiziell zum Lehnsvogt. Und er übertrug dem Ritter auch die Verantwortung für seine seit knapp einem Götterlauf angetraute Gattin. Bei der Glücklichen handelte es sich um Yasemin Aisha von Blauenburg, eine ehemalige tulamidische Sklavin. Rondrian konnte sie befreien und ihrem schändlichen Besitzer gehörig Respekt vor den Rechten anderer einbläuen. Die Schönheit der Tänzerin – und wie man munkelt, ihr magisches Talent – machte es dem Baron unmöglich, sie wieder ziehen zu lassen. Und so ging er plötzlich und vor allem für die Familie unerwartet den Traviabund mit ihr ein. Insbesondere dem standesbewussten jüngeren Bruder des Barons, Geron Leomir von Löwenhaupt-Blauenburg, war diese Beziehung freilich ein Dorn im Auge. Immerhin hatte er selbst den Bund mit Selinde von Löwenhaupt (Selinde Gorôndakai von Trallop) geschlossen, der Schwertschwester zu Trallop – und Base der Weidener Herzogin. Doch sein Grimm hatte bald ein Ende, merkte er doch, dass Yasemin dem unsteten Wanderdrang seines Bruders ein Ende gesetzt hatte. Auch freute er sich mit seinem Bruder, als dieser ihm mitteilte, dass seine junge Gattin alsbald von Tsa gesegnet war. Der jüngste Spross der Familie, der endlich den Namen Blauenburg, nicht Siral, tragen durfte, sollte alsbald das Licht Deres erblicken.

Doch Rondrian konnte sich nicht lange freuen. Mit denkbar schlechtem Gefühl ritt er zur Trollpforte um gegen die Horden des Bethaniers zu streiten und damit auch Heim und Familie zu schützen.

Daheim geblieben und voller Sorge, harrte die gute Yasemin auf ihren Ehemann und das Kindlein. Liebevoll umsorgt von Farline Erlmann. Der Greifensteyner hingegen hatte als erstes seine beiden Mitverschwörer auf die Burg geholt. Mit ihnen lehrte er zum einen den Weinkeller des Barons und plante zum anderen dessen endgültigen Untergang. In einer solchen Schlacht, wie sie erwartet wurde, fielen auch die Besten. Und sollte der Blauenburger durch ein Wunder das Massaker doch überleben, so würden die Schurken ihm auf dem Rückweg auflauern und niedermachen. Doch um keinen Erben für den Baronstuhl im Weg zu haben, mussten zuvor Frau und Kind Rondrians verschwinden. Nun, das sollte kein Problem werden, dachten die Verbrecher. So manch gute Frau gab ihr Leben im Kindbett. So traf es den Blauenburger aus heiterem Himmel, als sein treuer Lehnsmann Ritter Wallfried ihn, vom langen Ritt völlig erschöpft, noch im Zelt des Feldschers aufsuchte. Rondrian, beim Angriff der Schlachtreiter auf die Stählerne Schildkröte des Feindes schwer verletzt worden, schwanden die Sinne, als sein Ritter ihm mitteilte, dass seine Frau ihren letzten Atemzug getan hatte. Dass zudem seine neugeborene Tochter von dem Kräuterweib geraubt worden war, das angeblich auch die Mutter vergiftet haben soll, ließ den armen Rondrian fast wahnsinnig werden. Als er seine Waffen greifen wollte, um sein Töchterlein vor möglichem Opfertod zu retten, rissen seine frischen Wunden wieder auf und ihm blieb nicht anderes übrig, als sich vom Wundarzt wieder aufs Lager verbannen zu lassen. Als Ritter Wallfried allein heimzog, konnten er und einige mitreisenden Recken nur knapp einem gemeinen Hinterhalt der Verräter entgehen. Dann jedoch konnten sie nicht nur die kleine Leodora retten, sondern auch die Unschuld der Erlmann beweisen.

Die schändlichen Raubritter konnten leider noch nicht geschlagen werden, aber während der so genannten Zweiten Weidener Unruhen fanden alle drei ihr verdientes Ende. So konnte Baron Rondrian, nachdem er Herzogin Walpurga dabei unterstützte, ihren angestammten Thron vom Ursupator Baeromar zurückzuerobern, seine kleine Tochter endlich in die starken Arme schließen. Einige Götterläufe später wurde der Familie bewusst, dass die kleine Leodora das magische Talent ihrer Mutter geerbt hatte. Daher würde sie voraussichtlich, wenn die Zeit reif sein würde, die Magierakademie zu Donnerbach besuchen, jene Akademie, die Baron Rondrian immer dann zu Gesicht bekam, wenn er das Rondra-Heiligtum besucht hatte.


Wer aber dereinst den Baronstitel erben werden wird, ist noch mehr als unklar, denn es gibt mehrere zum Teil nicht erbberechtigte Kinder des Barons. Noch aus seiner Zeit als fahrender Ritter und Reichsgardist stammen verschiedene Kegel, ja der Baron zu Wolfenbinge hat sich damals nicht allzu sehr durch Traviagefälligkeit ausgezeichnet. Wohl bereits in Borons Hallen eingetreten ist Jolina von Blauenburg. Das letzte Mal, dass die Familie von der Tochter Rondrians und einer Halbelfe Nachricht erhielt, war vor nunmehr 12 Götterläufen, daher ist die Verschollene nunmehr für tot erklärt worden. Nun ist der Balihoer Krieger Reikhardt Answin Siral – das Ergebnis eines rahjagefälligen Aufenthalts Rondrians bei einer Wolfenbinger Holzfällerin – der älteste Sohn des Barons. Und sollte er von seinem Vater legitimiert werden, würde er der nächste Baron von Wolfenbinge werden.

Nolor Jastur Siral, der mit der Jagd auf den Landplacker einen Namen gemacht hatte, ist ebenfalls ein Kind Rondrians. Er hat sein Leben zu verdanken, dass der Blauenburger den Reizen einer Elfe erlegen war.

Gleichzeitig wurde Rondrians Onkel Wolfhardt Vater eines weiteren Jungen. Dieser hörte auf den Namen Adran, und wurde – nach gutem Zureden Rondrians – später ins ferne Winhall in die Knappenschaft gegeben. Adran, der seinem Vetter wie aus dem Gesicht geschnitten war, hatte von klein auf eine besondere Nähe zu Feenwesen gehabt. Und daher schien der „Bund der Distelritter“ die passende Zukunft für den Jungen zu bieten. Außerdem, so dachte Baron Rondrian, könnte er so auf Umwegen sein der Fee Pandlaril gegebenes Versprechen einlösen. Er selbst, den Geboten des Rondraglaubens so sehr verwachsen, würde niemals einen Ritter des Alten Weges ausbilden können. Seine Kinder waren für einen solchen Weg zudem entweder nicht geeignet oder zu alt. Und so hielt er diese Lösung für die beste. Innerhalb der Grenzen des Herzogtums kannte er keine geeigneten Schwerteltern, die Distelritter hatte Rondrian auf einer seiner frühen Reisen kennen gelernt. Außerdem hoffte der leidenschaftliche Jäger, dadurch ein paar Winhaller Wolfsjäger aus besonderer Zucht zu bekommen. Für die nächsten Jahre blieb es, was tsagefällige Ereignisse angeht, längere Zeit ruhig um die Blauenburger. Da Baron Rondrian klar geworden war, dass er das Lehen niemals allein würde gedeihen lassen können, holte er die beste Hilfe, die er sich vorstellen konnte. Er ernannte seinen Onkel Wolfhardt zum Lehnsvogt. Rondrian ist der Überzeugung, dass ein Familienmitglied ihn nicht hintergehen würde, wie es der Greifensteyner getan hatte. Bei der Anreise Wolfhardts kam es jedoch zu einem Überfall, der wohl vom Edlen Falber in Auftrag gegeben worden war. Dem Edlen war es nach den Weidener Unruhen gelungen, sich wieder das Vertrauen seines Lehnsherrn zu erschleichen. Doch war ihm wohl nicht daran gelegen, dass ein fähiger Kopf die Blauenburg beziehen würde. Der Überfall konnte durch das beherzte Eingreifen Marudas’ von Grenfell vereitelt werden. Mit den vereinten Kräften der Blauenburger, des Grenfells, des Rotherwalders und des nun mit einem eigenen Gut bedachten Ritters Wallfried von Eibenhof, konnte der elende Falber Eichenstein von Wulfenhain aus dem Turm Wulfenprank vertrieben werden. Zu vieler Leute Leid konnte dem Leben des Schurken kein Ende gesetzt werden. Aber alle Wolfenbinger hofften, dass man diesen Schurken nie wieder zu Gesicht bekommen würde. Das Edlengut Wulfenhain jedenfalls wurde dem Recken Marudas verliehen. Zur Ruhe kam der Blauenburger nun aber nicht. Ihm wurde die Führung des neu gegründeten Elitegarderegimentes „Bärengarde“ angedient. Zusammen mit dem Baron von Menzheim baute er die Garde zu einer schlagkräftigen Truppe auf, die in der Wagenschlacht von Baliho ihre Feuertaufe erhielt. Im folgenden Feldzug gegen die zurückweichenden Schwarzpelze konnte sich das Regiment Leichter Reiterei Ruhm an die Fahnen heften. Und so zog man 1027 BF siegessicher und frohen Mutes gen Wehrheim um sich zur Großen Heerschau mit den anderen berühmten Truppen des Reiches zu vereinen und dem Dämonenkaiser ein für alle Mal den Garaus zu machen.

Doch wie sehr hatte man sich geirrt. Die Vernichtung der noch so jungen Bärengarde konnte Oberst von Blauenburg nicht verhindern. Gegen die untoten Horden schlugen sie sich noch sehr gut, so, wie man es von Weidenern erwarten durfte. Aber gegen das elementare Chaos, das dann hereinbrach, gab es keine Verteidigung, kein Entrinnen. Nur unter Aufbietung aller ihm verbliebenen Kräfte war es Rondrian von Blauenburg möglich, nach Gareth zu gelangen und seinen winzigen Teil dazu beizutragen, die verzweifelte Verteidigung der Stadt vorzubereiten. Als dann die fliegende Festung auf die einstmals so herrliche Stadt stürzte, da oblag es, dem sich körperlich und seelisch am Ende befindenden Reichsritter, den im fernen Elenvina tagenden Reichstag davon zu unterrichten, dass die Kapitale brenne.


Von da an hielt den Wolfenbinger Baron eine Zeit lang lediglich sein gewaltiger Weinpokal oder sein Turniersattel aufrecht. Wann immer es ihm möglich war, flüchtete Rondrian in die Turnierschranken um sich sein Können zu beweisen. Und wenn ihm dies nicht möglich war, ertränkte er seinen kranken Geist in Wein oder der Gesellschaft leichter Mädchen, für die er zum Teil Unsummen an Talern ausgab.

Dies Gebaren fand erst ein Ende, als eine neue Frau in Rondrians Leben getreten war trat. Auf der Großen Warenschau zu Angbar hatte er sie das erste Mal zu Gesicht bekommen. Roanna Luisa Cavazarro – eine junge Zahori. Und viele werden gedacht haben, dass sie nur eine seiner unzähligen Liebschaften bleiben dürfte. Doch nicht so Rondrian. Als er zum ersten Mal in ihre Augen blickte, wusste er, die Sonne seines Lebens war aufgegangen. Durch der Schönen Göttin Wille war auch Roanna dem Weidener Recken innigst zugetan. Und was zunächst aussah wie eine einzige Nacht rahjagefälliger Leidenschaft, sollte beider Zukunft bestimmen.

Die Monate nach Angbar verbrachte Baron Rondrian in einer Mischung aus Verzweiflung und Euphorie. Jede große Tat stand nun unter dem Gedanken an seine sehnlichst vermisste Liebste. Bei der Drachenhatz zu Rappenfluhe führte er Roannas Namen auf den Lippen, als er in einem selbstmörderischen Angriff gegen den Riesenlindwurm anritt. Ja, selbst der besondere Dienst an Rondra, den eine reisende Amazone sich von Rondrian erbeten hatte, erfüllte der fromme Mann mit dem Bild seiner Geliebten vor Augen.

Und so war der Tag, an dem ihm vom Türmer gemeldet wurde, mehrere Zahori-Wagen hätten im Dörfchen Blauenburg zu Füßen seiner Burg halt gemacht, für Rondrian der glücklichste und wichtigste seines Lebens. Mehr noch als der Tag seines Ritterschlages oder der Tag, an dem er zum Baron gemacht worden war. Roanna war da.

Aber leider währte das Glück zunächst nur kurz, denn die Schöne blieb lediglich für eine Nacht und verschwand spurlos. Jedoch nicht, ohne dem Blauenburger ihr gemeinsames neugeborenes Töchterlein dazulassen. Voller Glück – und zugleich voller Trauer – erkannte der Baron die kleine Amelie Rondrina von Blauenburg als sein legitimes Kind an. Und er brachte in Erfahrung, welches Ziel die einsam geflohene Zahori wohl ansteuerte. Da gab es kein Halten mehr und er setzte alle Mittel in Bewegung die Liebe seines Lebens zurückzugewinnen. Nach einigen Wirren durfte er sie endlich wieder in die Arme schließen.


Nun galt es, die Familie von dieser doch wenig standesgemäßen Partnerschaft zu überzeugen. Als Vater Angrist erfuhr, um was für eine Frau es sich bei der Geliebten seines Sohnes handelte, traf ihn fast der Schlag. Nur das sanfte Einwirken von Mutter Danje konnte verhindern, dass die Familie zerbrach. Rondrians gestrenger Bruder Geron versucht seitdem herauszufinden, ob nicht irgendein Vorfahre Roannas ein berühmter rondragefälliger Held gewesen sei oder vielleicht gar ein Heiliger. Er verfolgt dieses Ziel so verbissen, dass man glauben möchte, dass er nötigenfalls einen solchen Ahn erfinden würde.

Rondrian jedenfalls wurde das ganze Gehabe zu bunt, und so fand er eine schnelle Lösung. Buchstäblich an der Frühstückstafel ernannte er seine Liebste zur Edlen von Buchheim – einem bisher unbedeutenden Dörfchen nahe der Nordgrenze Wolfenbinges.

So dachte er, würden die geschwätzigen Mäuler irgendwann verstummen, und einem Traviabund zwischen Roanna und ihm nichts mehr im Wege stehen.

Doch im Götterlauf 1032 BF ist dann doch ein Hindernis für ein freudiges Familienereignis aufgetreten. Ein gar schändliches! Denn im Rahmen der Ereignisse der Befreiung Zippeldinges sind sowohl der Vater, als auch die Mutter des Barons von Wolfenbinge zu Boron gegangen. Und das durch feigen Angriff mit Gift und Magie! Von Elfen!

Und obwohl sein Bruder ungewöhnlich ruhig und zurückhaltend reagiert, greift Baron Rondrian unverzüglich zur Waffe. Und wenn Rondra brüllt, da ist keine Zeit für Travia.

Aber was noch nicht passiert ist, kann, so die Götter wollen, noch in Zukunft geschehen. Nicht nur, weil Ihre Kaiserliche Majestät Rohaja von Gareth Baron Rondrian auf dem Hoftag zu Weidleth eine diesbezügliche klare Ansage gemacht hat, sonder vor Allem aus dem wohl wichtisten aller Gründe: Aus rahja- und traviagefälliger Liebe!


Geron Leomir – versessen vom Gedanken einer glorreichen Familie – hatte derweil so manchen Rhodensteiner Kriegschronisten auf unübliche Questen geschickt und in Erfahrung bringen lassen, welche Mitglieder der einzelnen Familienzweige derzeit immer mal wieder in Erscheinung treten.

Vom ursprünglichen Zweig scheint nur noch der ehemalige Spieler der Havena Bullen und jetziger Schwertgeselle Iolar ui Dûngorm übrig geblieben zu sein. Dieser kämpft zurzeit an der Seite seiner Königin und ist mit der Junkerin Onuava Turaca verbandelt.

Dem horasischen Zweig steht der Gelehrte Anselmo ya Castelazuro vor. Dessen Sohn Horasio dient dem Reich als Gardist im Adlerorden. Der jüngere Leophil ist dem Ruf der Rondra gefolgt und – durch Zufall oder Götterwillen – als Leophil Honorion von Arivor dem Orden zur Wahrung beigetreten. Von seinem entfernten Verwandten unter die Fittiche genommen, ist Leophil nun der Mann für besondere und persönliche Aufträge des Kanzlers. Lucius, der dritte Sohn Anselmos, ist als angehender Beherrschungsmagier in die Ferne gegangen und nennt sich nun Lucius von Fasar.

In Almada zieht der verarmte Schwertgeselle Rondrigo de Castillio Cianhídrico durch die Lande, wie im Bornland der ebenfalls fast am Hungertuch nagende Vladek Gródniebieski.

Was aber auch der durchtriebene Rhodensteiner Erzkanzler bisher nicht herausfinden konnte, war, dass er einen unbekannten Halbonkel sein Eigen nennt, namlich den Halbelfen Salazayar Flammenhaar, und dass er selbst einen Kegel in die Welt gesetzt hatte: Ahmad-al-Talib ben Abd-al-Labua ist das Ergebnis einer frühen Reise des damals noch jungen Rhodensteiners in die Khom. Aufgrund einiger unpassender Aktivitäten im Harem seines Großvaters ist der junge Novadi von seiner Sippe verstoßen worden, und ist nun – seit einigen Götterläufen – auf der Suche nach seinem Vater.